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Zwei Seiten der Medaille

Zugegeben, das klingt nach großer weiter Fußballwelt, der VfB Stuttgart könnte Spieler des großen FC Barcelona leihen. Das liest sich so, als ob die nächste Generation Messi, Iniesta, Xavi und Co. für einige Spiele im Neckarstadion aufläuft.

Nun, ich leite keinen Fußballverein, aber ich glaube, dass es ganz so toll nicht ist und das es hier noch eine Kehrseite der Medaille gibt. Bei einer Partnerschaft mit einem solchen großen Verein bist du als VfB immer das kleine Licht, sprich du gibst nicht den Takt vor. Aber gehen wir einmal davon aus, wir würden ohne große Einschränkungen (Anzahl der Spiele, keine Auswahlmöglichkeit, Einsatzzeiten usw.) Spieler ausleihen können. Ein Trugschluss ist es, dass diese uns direkt weiterhelfen können. Das weiß man als Verein halt genauso wenig, wie bei jeder anderen Verpflichtung. Wir sprechen hier nicht von traumhaftem Kombinationsfußball der in Stuttgart gespielt werden wird, wir sprechen vom Abstiegskampf in der Bundesliga. Als kleine Randnotiz: Die letzten Spieler, welche wir von großen Vereinen ausgeliehen hatten: Romeu, Macheda, Asano – oder noch schlimmer sogar verpflichtet haben: Maffeo. So langsam sollten wir gemerkt haben, dass große Namen uns nicht unbedingt weitergeholfen haben.

Und war dazu nicht vor ein paar Wochen das Geheule generell groß, dass es so wenig eigene Jugendspieler des VfB in die erste Mannschaft schaffen? Wie lässt sich das mit jungen geliehenen Spielern aus Barcelona rechtfertigen, die unseren Nachwuchskickern für ein oder zwei Jahre vor die Nase gesetzt werden? Wie wird bei solchen Spielern generell die Bindung zum Brustring aussehen? Etwas was wir ja schon bei unseren normalen Spielern gerne mal bemängeln. Seit Jahren versucht man dem VfB wieder eine DNA zu verpassen, ein Farmteam von Barcelona zu sein ist für mich so mit das ungeschickteste was ich mir als Identität vorstellen könnte. Da sehe ich schon die Mistgabeln frisch geputzt zur Mercedesstraße laufen.

Nachhaltigkeit. Noch so ein Ding. Wenn die Spieler sich hier prächtig entwickeln, sind sie genauso schnell wieder weg, wie sie an den Neckar gekommen sind. Ja, es kann natürlich sein, dass sie uns helfen würden die Klasse zu halten. Eine Garantie – siehe oben – gibt es dafür einfach nicht. Dann wäre es mindestens mal eine Win-Win-Situation gewesen. Ist aber der Weg einen nächsten Pavard (oder gerne auch eine Nummer kleiner) zu finden und dann später für einige Millionen zu verkaufen für den VfB nicht etwas nachhaltiger um sich dauerhaft finanziell auf gute Beine zu stellen? Es also zu schaffen mit diesen eigenen Spielern den Klassenerhalt zu schaffen und bei einem späteren Verkauf noch Geld zu verdienen. Also eine Win-Win-Win-Situation. Es wäre für mich erstrebenswert.

Es geht mir nicht darum das Handeln von unserer sportlichen Führung immer zu verteidigen – niemand ist ohne Fehler. Nicht mit allem bin ich glücklich und ich bin gespannt wie sich die aktuelle Mannschaft in der Bundesliga schlagen wird. Es gibt – zugegeben – noch viele Fragezeichen. Mir persönlich wird sich aktuell aber etwas zu arg auf Mislintat und Hitzlsperger eingeschossen. Bei diesem Thema sehe ich allerdings wirklich keinen Grund die Entscheidung anzukreiden.

Und dies betrifft nicht nur die zwei Herren, auch die Entscheidung von Matarazzo den erfahrenen Castro zum Kapitän zu ernennen und damit Kempf abzulösen wurde kritisiert. Ein paar Tage später war der neue Mannschaftsrat gewählt und Kempf war nicht einmal mehr hier vorhanden. War die Entscheidung also eventuell nicht ganz falsch? Vielleicht, aber nur ganz vielleicht, hat Matarazzo ja einen guten Einblick in die Mannschaft, arbeitet täglich mit ihr und hat deswegen das Amt neu vergeben. Nur eine Vermutung.

Was zur Hölle ist eigentlich passiert, dass ich gerade den VfB verteidige. Wird Zeit, dass die Spiele wieder beginnen und ich endlich wieder ausführlich bruddeln kann. Kommt wieder. Ist versprochen.