Wie in vielen Dingen des Lebens, gibt es beim aktuell aufgekommenen Thema Sosa und seinem Interview, zwei Seiten der Medaille. Dass der Junge mit seiner aktuellen Situation nicht zufrieden ist, das glaube ich ihm sofort und ist eigentlich auch ein gutes Zeichen. Aber nun alles auf Markus Weinzierl abzuwälzen, dass er so gar nicht auf junge Spieler setzt und er eben ganz weg vom Fenster ist, das ist mir etwas zu einseitig.
Ja, Weinzierl setzt gerade auf einen sehr sehr kleinen Stamm an Spielern, auf die er sich – seiner Meinung nach – verlassen kann. Mit denen will er den Klassenerhalt erreichen. Das ist sein Plan und sein gutes Recht, das so zu versuchen. Wenn es nicht funktioniert ist er eh der Depp. Und auch ja, Weinzierl war schon auf Schalke bekannt, dass er mit einem inneren Zirkel gearbeitet hat und viele Spieler außen vor waren.
Bei Thomas Hitzelsperger war zwischen den Zeilen beim VfB im Dialog zu hören, dass er mit der Situation aktuell leben kann, sich aber für die neue Saison wieder etwas ändern muss. In Bezug auf junge Spieler. Aber, es ist nicht so, dass Weinzierl nicht auf junge Spieler setzt – Kabak kam direkt, Badstuber ist abgemeldet und klar, Baumgartl war verletzt. Es schaffen aber auch aussortierte Spieler wie Gonzalo Castro, wieder den Sprung in den Kader.
Also, es liegt nicht nur an Weinzierl, er hat einen Teil dazu beigetragen. Es dürfte aber auch ein bisschen an Borna Sosa selbst liegen.
Das ewige Argument, man müsse im Abstiegskampf auf bevorzugt erfahrene Spieler und eine feste Stammelf setzen kann ich nicht mehr hören. Mainz 05 hat letzte Saison gezeigt, dass sehr wohl mit Nachwuchsspielern gewonnen werden kann. Was zählt ist ein Trainer der ihnen Vertrauen schenkt, Fehler gewährt und immer wieder aufbaut. Beim VfB habe ich den Eindruck, dass junge Spieler nur spielen, wenn sie sofort einschlagen. Schaffen sie es nicht konstant Leistungen zu bringen oder machen Fehler, werden sie fallen gelassen.
Letzte Saison hatten wir gefühlt die gleichen Diskussionen. Man verzeihte Tayfun Korkut eine der ältesten Mannschaften der Bundesliga, da ja nur der Klassenerhalt zählte. Zur neuen Saison änderte sich herzlich wenig. Mein Punkt ist: Der Wille jungen Spielern eine Chance zu geben, ist nicht von der Tabellensituation abhängig, sondern von der Philosophie des Klubs bzw. des Trainers. Gelingt der Klassenerhalt und MW bleibt Trainer, wird sich an der jetzigen Konstellation wie schon beim Vorgänger wenig bis gar nichts ändern.
Das meinte ich ja damit, dass Weinzierl so in der neuen Saison nicht weitermachen kann und darf. Hitzlsperger hat beim VfB im Dialog schon deutlich durch die Zeilen zu erkennen gegeben, dass wieder mehr auf junge Spieler gesetzt werden soll/muss. Und das wird man auch TW vermitteln. Wer dir im Abstiegskampf hilft (ob jung oder alt) ist wirklich egal. Sosa hat seine Einsatzzeiten bisher nicht wirklich genutzt. Und wenn sich die Jungs im Training hängen lassen, dann tun sie zu wenig um wieder reinzukommen. Wie gesagt, Weinzierl soll gar nicht von der Kritik ausgenommen werden, aber Sosa braucht auch nicht so tun, als ob er für die aktuelle Situation von ihm gar nichts kann.