„Vogt und der Vereinsbeirat holen zum Rückschlag aus“, so oder ähnlich war es gestern zu lesen, als das Statement des Präsidenten an alle Mitglieder und über den Auftritt von vfb.de online ging. Ein wilder Rundumschlag mit drei wichtigen Punkten. Zwei Punkte auf die sich der Präsident bezieht und die er eingehalten sehen möchte, sind allerdings Zusagen, die es leider nie in eine Form geschafft haben, die rechtlich bindend ist. Wir sprechen von dem Versprechen, welches sein Vorgänger Wolfgang Dietrich bei der Ausgliederung von sich gab. Der Vorsitz des Aufsichtsrat gehört dem VfB Präsidenten. Das hätte damals schon für genug Mitglieder ein Grund sein müssen, der Ausgliederung nicht zuzustimmen, wer wollte schon Wolfgang Dietrich auf dem Posten? Den zweiten Punkt auf den sich Vogt beruft ist, dass alle Entscheidungen in der Hand des e.V. bleiben. Auch hier beruft er sich auf die Ausgliederung und zwar – sic – eine Quelle „Zitat 1: siehe Interview in Ausgliederungsunterlage vor der außerordentlichen (Ausgliederungs-)Versammlung vom 01.06.2017“. Auf eine Broschüre. Ich muss ernsthaft fragen, wie naiv kann ein Mensch sein? Sich auf zwei solche Aussagen zu berufen. Warum hat er als Präsident nicht geschafft, diese Versprechen in eine verbindliche Form zu pressen? Weil es das AG Recht nicht zulässt vermutlich, dass der Vorsitz so geregelt ist.
Und warum überhaupt sollte der Verein nicht mehr alle Entscheidungen in der Hand haben? Der Verein hat den Hauptteil der Anteile, der Verein hat auch im Aufsichtsrat die Mehrheit. Wenn es also zu einer solchen Abstimmung wie am Dienstag kommt, dann liegt es wohl daran, dass der Verein seine Mehrheit nicht mehr ausnutzt, weil der Verein nicht hinter dem Präsidenten steht und gespalten ist. Davon kein Wort in dem Statement. Ironie der Geschichte ist, dass Vogt die neue Vorsitzende Tanja Gönner selbst zum VfB brachte.
Generell, über das Vorgehen des Aufsichtsrat und ob die Abwahl von Vogt korrekt war, dazu sollen sich andere die Köpfe einschlagen, das kann ich nicht beurteilen. Da er selbst aber die Versammlung noch öffnete und mit dabei war und es nicht komplett ohne ihn lief, weiß ich nicht wie so etwas beurteilt werden kann.
Ein großer dritter Punkt ist natürlich, wenn sonst nichts mehr geht, 50+1. Das große Schlagwort. Bevor es falsch rüberkommen sollte, ich war gegen die Ausgliederung, ich bin es noch immer. Ich bin kein Freund von Investoren, das diese eben nicht nur Geld geben, sondern Mitsprache oder/und wieder Geld rausziehen möchten, steht für mich außer Frage. Rein vom Aspekt 50+1 hat sich aber nichts geändert, die Mehrheit liegt immer noch beim Verein – das dieser nicht mehr aus einer Stimme spricht, siehe oben, ist ein Resultat seiner Amtszeit. Grabenkämpfe in der AG, im Vereinsbeirat, auf allen Ebenen. Und immer, absolut immer sind die anderen schuldig. Komisch. Irgendwie. Das Statement von Vogt haben weder Adrion, eigentlich ein treuer Begleiter von Vogt, noch Riethmüller unterschrieben. Das spricht Bände. Nein Vogt holte sich Unterstützung aus dem Vereinsbeirat und das nur via Mehrheitsentscheidung – was aber nicht aus dem Statement hervorging. Was diesen überhaupt befähigt das Statement zu unterzeichnen, dort mitzureden, das ist mir noch nicht klar. Das im Vereinsbeirat seine Kumpels wie Bühler und Weninger sitzen, das ist mir allerdings klar. Der Verein hat es auch nicht geschafft, die Regelung wer in den Aufsichtsrat kommt zu regeln, ein klares Versäumnis des Präsidenten. So wurde z.B. Tanja Gönner entsandt – nicht gewählt von den Mitgliedern. Warum konnten wir Mitglieder nicht alle Kandidat*innen wählen, die uns Mitglieder im Aufsichtsrat vertreten? Themen, wenn Vogt 50+1 so wichtig ist, aber nie angegangen ist.
Der große Punkt, um den sich auch alles drehte bei dem Einstieg von Porsche – mussten die Mitglieder befragt werden – so wie es uns Claus Vogt glauben machen wollte, was ihn stützen würde. Oder war es eben so, dass Porsche nun auf die Einhaltung der Vereinbarung pocht, dass Vogt vom Vorsitz des Aufsichtsrats zurücktreten muss. Das Porsche (bzw. die Investorenseiten auch mit Daimler und Jako) diese Forderung stellt, das ist nochmal ein ganz anderes Thema und spricht für meine Abneigung gegen Investoren. Das der VfB finanziell am Ende war ist kein Geheimnis, daher hatte Porsche eine starke Position und der Verein musste zustimmen. Was war nun „Fakt oder Fake“. Nicht einmal ein Tag nach dem Statement von Vogt, kam ein neuer Artikel in der StN, der Licht ins Dunkel bringt:
Vogts Problem allerdings ist: Er selbst soll nach Recherchen unserer Redaktion die Zusage gemacht haben, er werde vom Aufsichtsratsvorsitz zurücktreten. Mit einer Einschränkung: Die Mitglieder sollten vorab darüber informiert werden. Das alles geschah unter anderem in der Anbahnung des Einstiegs des Autobauers Porsche als zweiter großer Investor der VfB AG. Nun, da diese Zusage umgesetzt werden sollte, wollte man die Mitglieder plötzlich vorab befragen, nicht informieren.
Zerrissen und zerstritten (Stuttgarter Nachrichten)
Claus Vogt hat schlicht und einfach gelogen. Er selbst hat das Versprechen der Ausgliederung gebrochen und dem Einstieg von Porsche mit der Vereinbarung vom Aufsichtsratzvorsitz zurückzutreten. Nachdem die erste Tranche auf dem Konto des VfB einging, wollte Porsche nun ihren Teil der Vereinbarung umgesetzt sehen. Vogt war sich natürlich bewusst, was dies heißen würde und hatte eben nicht die Mitglieder informiert. Nicht nur das er dies versäumt hat, nein nun sollten die Mitglieder plötzlich befragt werden. Ein Bruch der Vereinbarung mit Porsche, welche zu der außerordentlichen Sitzung am Dienstag führte. Vermutlich auch der Grund wieso Adrion und Riethmüller sein Statement nicht unterzeichnen wollten, weil beide so korrekt sind, die Vereinbarung mit Porsche einzuhalten. Das sie unterschrieben wurde steht auf einem anderen Blatt.
Es waren nur noch Krokodilstränen, die der Präsident im Statement weinte, ein letzter Versuch – sagen wir es deutlich – seinen Arsch zu retten. Denn er höchstpersönlich hatte das Versprechen seines Vorgängers gebrochen. Das er dazu es sich noch gleich mit dem Investor verscherzt hat macht deutlich, dass er für die Position im Aufsichtsrat komplett ungeeignet ist. Ich bin gespannt wie die Kurve darauf reagiert. Sinnvoller wäre es, wenn Claus Vogt seinen Rücktritt einreicht, er hat uns Mitglieder angelogen um sich zu retten. Das ist untragbar. Die Mitglieder des Vereinsbeirats, die hinter dem Statement stehen, sollten es ihm gleich tun.
Nachtrag: der offene Brief von Rainer Adrion und Christian Riethmüller bestätigt nochmals genau, dass es die Vereinbarung gab und sich Claus Vogt nicht mehr an diese hält. Im Gegensatz zu Adrion und Riethmüller, die daher auch das Statement von Vogt nicht unterschreiben konnten, da es eben die Zusage an Porsche gibt.
Weiß man, wann die Zusage von Vogt gegeben wurde? Da der Porsche-Deal im Sommer 23 angebahnt wurde, hätte man sich durchaus in der MV diesem Thema annehmen können?
Statt die Mitglieder zu informieren hat er sich im Weltmarkenbündnis gesonnt und es explizit als einen Grund genannt, den Abwahlantrag gegen ihn nicht zu unterstützen.
Wenn man davon ausgeht, dass die Vereinbarung ja nicht erst später dazu kam, dann muss man davon ausgehen, dass Vogt das bewusst verschwiegen hat.