Das Spiel des Claus Vogt ist vorbei. Noch nie in der Geschichte des VfB Stuttgart wurde ein Präsident abgewählt. Die Hürde für eine Abwahl auf der Mitgliederversammlung ist hier mit 75% wahnsinnig hoch und wurde doch mit 86% deutlich überschritten. Deutlicher geht es nicht mehr, dass der größte Anteil der Mitglieder ihn nicht mehr auf der Position sehen möchte.
Lange ging sein Spiel gut, viele seiner Gegenspieler gaben entweder auf oder wurden gegangen. Immer stand Vogt als strahlender Sieger da und hatte stets die Kurve hinter sich. A gmähds Wiesle. Und er wäre mit Sicherheit auch noch Präsident, nur mit seinem letzten Gegner hatte er sich verschätzt oder verscherzt – je nachdem wie man es sehen möchte. Oder überhoben. Oder überschätzt. Über die Art und Weise von Porsche mit diesen nun ja bekannten Forderungen in die Verhandlungen zu gehen, ja die feine englische Art war das nicht. Friss oder stirb. Nimm das Geld und zieh dich von deinem Posten als Aufsichtsratsvorsitzender zurück. Porsche hatte wohl zu deutlich gesehen, was mit dem Geld von Daimler passiert ist und wollte die Investition besser angelegt sehen. Claus Vogt war dafür der denkbar schlechteste Kandidat. Wenig überraschend dürften die ganzen Zerwürfnisse, Streitereien und offenen Briefe (Thema Führungsstil, Entscheidungsfindung, …) auch nach Zuffenhausen gedrungen sein und da war klar: Nur ohne ihn gibt es Geld. Das darf man, wie gesagt, verwerflich sehen oder als knallhartes Business bezeichnen. Nein, mit Ruhm bekleckert hat sich Porsche damit wahrlich nicht.
Vogt stimmte dem Deal zu, war ja schließlich auch ganz dolle unter Druck. Das Ende ist bekannt, er wollte nichts mehr davon wissen, er informierte die Mitglieder nicht, er dachte er kann es aussitzen, wie so vieles davor. Er selbst war es, der das Versprechen der Ausgliederung gebrochen hat. Die Mitglieder verraten, die Kurve verloren, den neuen Investor angelogen – mit einem Spielzug. Nun ist Porsche halt nicht ein Mitglied des Vereinsbeirat oder ein Kollege im Präsidium oder ein sonstiger Widersacher, den man kaltstellen kann. Porsche übernahm die Spielführung und enthob Claus Vogt in einer (wilden) Sitzung dem Aufsichtsratsvorsitz. Es folgten weitere offene Briefe, beginnend mit dem des Präsidenten, unterzeichnet von den letzten Mitspielern, die noch hinter ihm standen – Mitglieder des Vereinsbeirat (was überhaupt nicht ihre Aufgabe war). Wie auch Wolfgang Dietrich erkannte Claus Vogt nicht, dass sein Spiel vorbei ist und klammerte sich an sein Amt. Statt selbst die Reißleine zu ziehen, musste die Mitgliederversammlung her.
Der Verein war über Jahre gespalten wie nie – ein seit der Ausgliederung andauernder Zustand – nur mit unterschiedlichen Befindlichkeiten und Gegnern. Claus Vogt hat es nie geschafft die Gräben, (auch die) die er selbst mit aufgerissen hat, wieder zuzuschütten. Sehr viel Arbeit für eine*n Nachfolger*in. Wird jetzt alles besser? Wir sprechen natürlich vom VfB und weiterhin müssen alle Mitglieder die Augen offen halten. Wer wird sich jetzt positionieren, wer versucht wen zu platzieren. Das jetzt automatisch, wie von Vogt-Freunden herbeigeschrieben, die „böse Seite der Macht“ wieder übernimmt, erinnert mich an Drohkulissen die zum Beispiel Dieter Hundt sich gerne ausdachte. Soweit mir bekannt ist der Vereinsbeirat doch noch in der Hand der Vogtseite und daher müssten da doch das Vertrauen da sein, dass diese gute und die richtigen Leute vorschlagen. Der Vereinsbeirat war es doch, der den offenen Brief von Claus Vogt unterschrieben hatte – da es sonst niemand mehr aus dem Verein machen wollte. Weninger und Bühler seien hier stellvertretend genannt. Für diese Herren gilt ganz besonders die Aussage von Bjarne Friedrichssohn „Ihr habt es Euch in einem von Wolfgang Dietrich zurecht geschnittenen System bequem gemacht“. Ironie der Geschichte, dass dem Präsidenten, der vor allem davon profitieren konnte, dass sein Vorgänger eben Wolfgang Dietrich war, das zum Vorwurf gemacht wird. Ein Glück kommt der Wahlausschuss, der hoffentlich diese Zirkelbezüge beendet und dann ist auch hoffentlich die Zeit dieser Leute beim VfB bald vorbei.
Für die Zukunft bleibt weiterhin: wachsam sein und allen Verantwortlichen auf die Finger zu schauen, egal wer da kommen mag, egal aus welcher Richtung diese kommen. Langweilig wird es mit Sicherheit nicht – es ist und bleibt der VfB.
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