egal welcher Präsident – die einzige Konstante sind wir Fans!
Groß stand dieser Satz einprägsam in der Cannstatter Kurve. Übergroß, für alle Fans zu sehen. Nun, es war klar, dass das Banner auch auf Waldemar Anton anspielt, natürlich auch noch auf Claus Vogt (war er eigentlich so als Fan im Stadion?). Was dann über 90 Minuten passierte war doch irgendwie zu erwarten, vielleicht nicht in dieser Deutlichkeit, in dieser Lautstärke. Ich kann mich selten erinnern, dass ein ehemaliger VfB Spieler so ausgepfiffen wurde. Weder Mario Gomez, noch Kevin Kuranyi oder – für die älteren Fans unter uns – Giovanne Elber. Alles mussten ein paar Pfiffe aushalten, aber so ein Pfeifkonzert. Mir war es, zugegeben, mehr als unangenehm. Bei der Aufstellung, die ersten Minuten, okay haut raus, ihr seid enttäuscht, alles gut. Aber bis zum bitteren Ende, wenn es schon 4:1 oder 5:1 steht. Ich weiß nicht. Muss nicht.
Natürlich liegt es am Spieler selbst, keine Frage. Serhou Guirassy, wie Anton selbst, vor der Saison zum BVB gewechselt, musste – mindestens nicht für mich hörbar – keine Pfiffe aushalten. Klar, es geht über die Art und Weise eines Wechsels. Wenn du noch im Frühjahr behauptest, dass in Stuttgart alles so schön ist, du keinen Grund für einen Wechsel siehst, weil alles passt, du Kapitän der Mannschaft bist, den Einzug in die Champions League auf dem Zaun feierst, dann könnte man schon vermuten, dass nicht beim erstbesten Angebot die Zelte in Bad Cannstatt abgebrochen werden. Bei Guirassy war der Wechsel eigentlich klar, die Kommunikation war eine andere, der Abgang ein anderer. Fans merken sich sowas und keine Frage man darf enttäuscht sein, wenn ein Spieler, den man die ganze Saison gefeiert und unterstützt hat, zugejubelt hat, dann am Ende der Saison die Fliege macht. Fairerweise muss man auch sagen, dass Anton gut das doppelte Gehalt beim BVB bekommt, was nun ja, doch auch vielleicht zur Entscheidung beigetragen hat. Ich weiß, wir würden alle unseren Arbeitgeber nicht für so einen Gehaltssprung verlassen. Die Enttäuschung und auch das Unverständnis über den Wechsel kann ich komplett nachvollziehen und es ging mir ja nicht anders. Es steht allen Fans frei zu pfeifen so viel sie wollen und so lange sie wollen – nur verstehen muss ich es nicht. Für mich werden da erwachsene Menschen zu kleinen Kindern, denen man gerade das Sandkastenförmchen weggenommen hat. Wenn ich dann das Bild von dem Auto mit dem „Verräter GmbH, Inhaber Waldemar Anton“ auf dem Heck sehe und das ein bekannter Blog ihm inklusive Mention ein lebenslanges Cannstatt Verbot ausspricht. Leute, ehrlich? Ich weiß Fußball ist Emotion.
Schauen wir auf die aktuelle Mannschaft und den Trainer, wir sollten uns heute schon mit dem Gedanken anfreunden, dass auch diese den Verein in naher Zukunft verlassen werden. Der VfB wird weiterhin nur eine Station bleiben. Sebastian Hoeneß wird vielleicht mal die Bayern trainieren oder den BVB. Enzo Millot, den wir alle gerade so ins Herz schließen, wird den Verein (auch Dank einer Ausstiegsklausel) verlassen, da kann er noch so oft auf das Wappen zeigen. Vielleicht sogar zu einem der großen spanischen Vereine. Wahnsinnsspieler, der mal für 1,75 Mio Euro zu uns kam – ob wir solche Verpflichtungen beim VfB nochmals sehen werden? Chris Führich, Maxi Mittelstädt, ja selbst vielleicht Deniz Undav werden nochmal neue Wege einschlagen. Ich weiß es fällt schwer, aber wir sollten uns den Banner in der Cannstatter Kurve mehr zu Herzen nehmen. Spieler kommen und gehen, freuen wir uns über sie, wenn sie bei uns spielen, genießen wir die Minuten, die wir Enzo beim zaubern zuschauen können. Support für die, die auf dem Platz stehen und den Brustring tragen.
Daher kann ich auch nicht ganz so genau nachvollziehen, wenn die Mannschaft in der Kurve steht, ein „Scheiß BVB“ (oder so) angestimmt wird. Abgesehen davon, dass die Jungs nicht wissen was sie machen sollen und sich hilflos angeschaut haben, die Mannschaft gehört gefeiert. Ja, ich weiß, die Cannstatter Kurve gibt einen Fick darauf was ich denke und schreibe, ist auch vollkommen okay. Ich bin nur ein komischer alter Mann, der manche Dinge im Stadion und von Fans komisch findet. Grüße gehen an Waldemar Anton, kannst gerne nach Cannstatt kommen, sag Bescheid, ich lad dich auf ein Kaffee ein (okay, wäre nett wenn du den zahlst, bekommst jetzt ja das doppelte Gehalt).
Nachtrag: und vor allem warum beleidigt ihr seine Mutter (also die Mutter von Anton) zur Hölle? Die kann mal überhaupt nichts dafür.