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Die Kurve verloren

Trainer verlieren bekanntlich immer mal wieder die Kabine, nun verlieren auch Präsidenten die Kurve. Claus Vogt steht immer mehr isoliert und alleine da. In der VfB AG, im Aufsichtsrat und selbst im Verein haben sich über die Jahre fast alle von ihm abgewendet, nun auch die Cannstatter Kurve. Der Teil der Fans, die fast bedingungslos hinter ihm standen, mit einigen lies er sich sich noch symbolträchtig nach dem 3:0 in Hoffenheim abklatschen und ablichten. Alles vergebene Liebesmühe, die Kurve hat ihr Urteil gesprochen:

Wir fordern:
Einen sofortigen Rücktritt des gesamten Präsidiums des e.V., namentlich Präsident Claus Vogt, Vize-Präsident Rainer Adrion und Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller. Durch den Verkauf und Verrat der Mitgliederrechte ist die Vertrauensbasis endgültig komplett zerstört. Erschwerend hinzu kommt die Zerstrittenheit und die damit einhergehende Schwäche als Präsidium des e.V. Eine ruhige Zukunft kann es so nicht geben!

Es reicht

Boom. Klare Ansage, klare Worte. Ein Statement zu dem man nicht viel hinzufügen muss. Die Kurve steht nicht mehr hinter dem „Fan-Präsidenten“, nicht mehr hinter dem Präsidium. Nun ist die Kurve natürlich nicht das gesamte Stadion und auch nicht die komplette Mitgliedschaft. Aber ein großer und stimmgewaltiger Teil. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass es 95% der Mitglieder komplett egal ist, was im Verein passiert. Ob Claus Vogt, Wolfgang Dietrich oder sonst wer Präsident ist, wer den Vorsitz im Aufsichtsrat hat. Die Leute wollen ein gutes Spiel sehen, erfreuen sich an der aktuell besten Saison, die der VfB je gespielt hat. Wollen über die Mitgliedschaft irgendwie an ein Ticket kommen. Nur wenige Mitglieder interessieren sich wirklich für das was im Verein passiert. Investoren? Egal, bringen Geld, vielleicht haben wir mehr Erfolg.

Nicht um die Worte der Cannstatter Kurve zu schmälern, einfach zur Einordnung. Ich bin mir aber sicher, dass Claus Vogt die letzten Woche plus dem „Es reicht“ Statement nicht überleben wird. Die Forderung, dass alle zurücktreten ist nicht ungewöhnlich in Fankurven und haben wir in Stuttgart schon öfters gehört. Ob das zielführend ist, ob das überhaupt geht, wie es dann weitergeht im Verein – wird mal wieder Zeit die Satzung zu lesen. Interessant fand ich die Schärfe gegenüber Christian Riethmüller, die ich bei Claus Vogt, der an allererster Front und zu aller erst die Vereinbarung selbst (als Präsident!) gebrochen hat, nicht gelesen habe.

Die große Frage, die das Commando auch selbst schreibt, ist die Frage nach den Vereinbarungen. Wann wusste wer davon, was stand in welcher drin. War es so, dass zuerst der Präsident davon wusste, also erst einmal vom Einstieg von Porsche selbst, wie auch von der Vereinbarung sein Amt im Aufsichtsrat abzugeben und die Mitglieder zu informieren. Informierte Vogt dann seine Präsidiumskollegen Adrion und Riethmüller, bat diese die Vereinbarung – ohne den Zusatz die Mitglieder zu informieren – zu unterschreiben, um den Deal nicht zu gefährden? Es ist, finde ich nicht ganz unwichtig, gerade in Richtung Adrion und Riethmüller. Klar, beide hätten sagen können, wie zuallererst natürlich Vogt selbst, dass man der Vereinbarung nicht zustimmt, weil Versprechen von der Ausgliederung. Nur will man den Deal wirklich nicht, braucht der VfB das Geld nicht so dringend? Steht dann irgendwann in der Presse, dass der VfB einen 100 Millionen Euro Deal ausgeschlagen hat. Dann tobt das Stadion – vielleicht nicht die Kurve – wo wir wieder bei den 95% sind. Alle Drei (!), also Vogt, Adrion und Riethmüller haben also die Vereinbarung (Vogt mit dem Zusatz die Mitglieder zu informieren) unterschrieben, in dem Wissen, dass das mündliche Versprechen von Wolfgang Dietrich (sic!) gebrochen wurde. Um den Verein auf finanziell gute Beine zu stellen? Sie mussten alle wissen, was es persönlich für sie bedeutet und das muss man ihnen – finde ich – hoch anrechnen. Verdammte Zwickmühle und man stellte vermutlich den wirtschaftlichen Aspekt vor den vereinspolitischen. Knackpunkt für mich ist und bleibt, wie das ablief, an erster Stelle, wenn es um die Vereinbarung Vorsitz des Aufsichtsrat geht, steht natürlich Claus Vogt, da er als Präsident zuerst im Boot war, ohne seine Präsidiumsmitglieder. Drängte er die beiden anderen Präsidiumsmitglieder zur Unterschrift um den Deal nicht zu gefährden, werden diese – für mich – etwas entlastet. Ja, sie hätten weiterhin die Vereinbarung nicht unterschreiben müssen. Dann wären wir aber wieder beim Platzen des Deals. Habe ich mich wiederholt? Ja, weil es einfach darum dreht und ich befürchte wir werden es nie genau erfahren.

Wenn wir allerdings schon bei Rücktrittsforderungen sind. Was mir fehlt. Die Forderung, dass auch der Vereinsbeirat fast geschlossen zurücktreten sollte. Diese haben sich vor den Karren spannen lassen und das Pamphlet von Vogt mitgetragen, welches über die Vereinskanäle verschickt wurde – und das obwohl so eine Mailing eigentlich vom Präsidium kommen muss – das war aber nicht der Fall. Wie sollen diese Leute neutral und sinnvoll neue Kandidaten aussuchen können? Das geht nicht, die sind befangen und müssen auch für einen Neuanfang den Weg freimachen. Vor allem sein Kumpel Bühler sei hier genannt, aber auch auch Weninger und alle die für die Versendung stimmten, sind nicht mehr tragbar.

Letztendlich sind es alles Machtspiele. Der Aufsichtsrat der Claus Vogt vom Vorsitz absetzte, was fachlich seine Berechtigung hat, darüber gibt es für mich keine Zweifel nach den letzten Jahren. Die Cannstatter Kurve, die nun die Rücktritte fordert. Ich hoffe und bin überzeugt, dass die Mannschaft das weiterhin ignorieren kann und die Saison erfolgreich abschließt – mit der vielleicht besten Punkteausbeute, die der VfB je hatte.