Die Geschütze werden aufgefahren und die Wortwahl wird rauer. Kurz vor dem 1:0 in Nürnberg wurde die Seite vfb-jetzt.de publik, die für eine außerordentliche Mitgliederversammlung und die Abwahl des Präsidiums und des gesamten Vereinbeirats aufruft. Das Ganze entsprechend ausformuliert. Eine Antwort – warum eigentlich überhaupt – des VfB lies nicht lange auf sich warten. Generell die Frage, ob hier jemand aus der Kommunikationsabteilung einmal drübergelesen hat oder ob das in purer Verzweiflung kurz selbst zusammengeschrieben wurde. Es geht um die Mitgliederdaten, mal wieder. Vermutlich daher sehr viel Zündstoff. Die vier Mitglieder, die hinter vfb-jetzt.de machen erst einmal etwas, was ihnen zusteht, sie stellen Anträge für die Einberufung der außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Verfügung. Das ist absolut korrekt, demokratisch und mit Vereinsrecht des VfB Stuttgart auch so erlaubt. Gut 6.500 – 7.000 Unterschriften werden benötigt. Nun ist es für vier einzelne Mitglieder schwierig auf so eine Aktion aufmerksam zu machen. Daher, bei Hannover 96 gab es einmal einen ähnlich gelagerten Fall, ging das über eine Kanzlei, die beim VfB nun die Herausgabe der Mitgliederdaten einfordert. Ob dies rechtlich zulässig ist, ob das geht – das müssen andere entscheiden.
Wir sehen hier aber ein grundsätzliches Problem: das Problem der Meinungshoheit. Wir erinnern uns noch zurück an die letzte aoMV, die uns die Ausgliederung brachte. Der VfB nutzte seine Kanäle um die AG als Land in dem Milch und Honig fließen und als Weg des VfB zurück an die Spitze aufzuzeigen. Ja zum Erfolg! Wie schwierig war es damals für kritische Mitglieder zu kommunizieren? Podcasts, Blogbeiträge, Reichweite in sozialen Medien wurden genutzt um irgendwie auf die Probleme und Gefahren der Ausgliederung aufmerksam zu machen. Vergeblich wie wir alle wissen. Wie schön wäre es gewesen, hier auch eben alle Mitglieder ansprechen oder anschreiben zu können. Allein, es gab eben keine Möglichkeit. War das demokratisch und sauber? Irgendwie nicht.
Nun kommuniziert der VfB über seine Kanäle an die Mitglieder, dass die Anfrage eingegangen ist zur Herausgabe „eurer Daten“, es wird auf die aktuelle schwierige Situation verwiesen, auf das anstehende Pokalspiel. Das Tränendrüsenprogramm. Was genau der in der AG aufgehängten Profimannschaft das im Abstiegskampf schaden sollte, wenn im Verein mal wieder Chaos ist, die Antwort bleiben die Verfasser des Briefs schuldig. Hat Luca Pfeiffer wegen des Antrags, die Großchance kurz vor seiner Auswechslung über das Tor gejagt? Die Verunsicherung der Mannschaft, weil es im Verein so schlecht läuft? Eher nicht. Der Hinweis, dass man mit der aoMV und der Abwahl das demokratisch gewählte Präsidium und die Vereinsbeiräte abwählen würde, mit diesem Unterton, was für eine Unverschämtheit das sei? Entschuldigung, wenn die Unterschriften für eine aoMV zusammenkommen, was im Vereinsrecht des VfB so verankert ist, dann die Personen dort abgewählt werden, dann ist das exakt: Demokratie. Demkoratisch gewählte Personen werden demokratisch abgewählt. Punkt.
Da kommen wir wieder zum Thema der Meinungshoheit, die die nun aktiven Verantwortlichen für sich nutzen. Das mit dem Mail alle Mitglieder, die vermutlich noch nichts von vfb-jetzt.de gehört hatten, auf die Seite hingewiesen wurden, ist ein netter Nebeneffekt der misslungenen Aktion. Wenn wir also von Mitgliederrechten und Arbeit im Verein sprechen: es wäre wirklich begrüßenswert, siehe Ausgliederung und siehe heute, wenn es die Möglichkeit geben würde, wenn Mitglieder auf Anliegen aufmerksam machen könnten. Damit man eben nicht den Weg über eine Kanzlei gehen muss. Ein offizieller Weg, dann müssen Daten auch nicht zu Kanzleien oder Treuhänder wandern. So wird die Macht der Daten immer einseitig von den aktuell handelnden Personen für ihre Zwecke genutzt. Es ist immer einseitig, es deckt nie alle Strömungen im Verein ab.
Die Antwaltskanzlei wird sicher nicht ohne jur. Anspruchsgrundlage gehandelt haben.
Die Mail an die Mitglieder hat nur den Sinn, dass sie sagen können, dass sie schnell informiert haben. Der Inhalt ist kommunikativ aber wieder katastrophal. Seit der VfB einen Kommunikationsdirektor hat passiert ein Kommunikationsdesaster nach dem anderen. Denn transparent ist die Mail nicht. Wer sind Dritte? (Weiß ich jetzt erst dank dir, Martin) Warum wird die Vereinssatzung außer Kraft gesetzt, wenn man Präsidium und Vereinsbeiräte abwählt. Wenn die „demokratisch gewählt“ wurden, kann man sie ja auch wieder abwählen. (Wie du auch festgestellt hast) Dann dieser Satz:: „Selbstverständlich werden wir uns wie jedes Jahr allen Fragen und Anregungen auf der Mitgliederversammlung am 17. September stellen. Gemäß unserer Satzung ist die Mitgliederversammlung unser oberstes Vereinsorgan.“ What??
Dafür, dass diese E-Mail mir die Sprache verschlagen hat hab ich Recht viel geschrieben:)