Bei neuen Bundeskanzlern oder Menschen, die ein wichtiges Amt neu begleiten, wird oft nach 100 Tagen eine erste Bilanz gezogen. Seit mittlerweile etwas über 100 Tagen ist der Interimspräsident des VfB Stuttgart im Amt. Als Nachfolger des vom Hofe gejagten Claus Vogt (die Älteren unter uns werden sich noch erinnern) durch den Vereinsbeirat eingesetzt. Von seiner Historie her schien es ein guter Kandidat zu sein, nicht vorbelastet oder einer bestimmten Seite (Freundeskreis, wasauchimmer) beim VfB zuordenbar, viel Erfahrung in Gremienarbeit und auch mit Einrichtungen wie einem Aufsichtsrat vertraut.
Was kann man dann nach mehr als drei Monaten über seine Arbeit sagen? Überraschend viel Gutes wie ich finde. Erst einmal gab es keine offenen Briefe oder sonstige Streitereien. Oder sie gab es, aber sie wurde auf jeden Fall nicht nach außen getragen. Unter Vogt hatte man ja das Gefühl, dass alles nach außen gelang. Ein ausführliches Interview in den Stuttgarter Nachrichten – unaufgeregt, sachlich, aber überlegt, sich selbst nicht in den Vordergrund stellend. Aber nicht nur das, so nahm ich seine Arbeit auch genauso war: sachlich und unaufgeregt. Das Präsidium, gerade mit ihm und Andreas Grupp auf zwei Personen reduziert, fand zügig eine gute Lösung für die Mitgliederversammlung. Die Neuwahl des Präsidenten oder der Präsidentin wurde etwas rausgezögert und die reguläre Mitgliederversammlung vorgezogen. So spart der VfB Kosten, ein nicht unerheblicher Punkt, nachdem wir für irgendwelche Gutachten die letzten Jahre vielleicht etwas viel Geld verbrannt haben.
Als Tanja Gönner statt Claus Vogt für den Vorsitz im Aufsichtsrat eingesetzt wurde, nahmen die Proteste gegen Claus Vogt nochmal so richtig Fahrt auf und die Stimmung in der Kurve kippte gegen ihn. Ohne Ankündigung, ohne ein Versprechen das zu ändern, kam schon fast ganz nüchtern via vfb.de eine Meldung, dass der Vorsitz von ihm übernommen wird. Der Präsident des VfB Stuttgart hat also wieder, wie bei der Ausgliederung „versprochen“, den Vorsitz inne. Wie das zustande gekommen ist – ganz ruhig und im Hintergrund – den Mitgliedern einfach nur das Resultat präsentiert, das ist für mich eine wirklich gute Arbeit. So stelle ich mir die Arbeit eines Präsidenten vor.
Und sonst? Man hört nicht viel von ihm oder man liest nicht viel über ihn in der Presse und das werte ich als gutes Zeichen. Als sehr gutes Zeichen. Ich kann natürlich nichts dazu sagen, wie seine Arbeit im Verein ankommt, wie sich die Abteilungen von ihm berücksichtigt und beachtet fühlen. Nach außen kann ich Dietmar Allgaier auf jeden Fall ein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Dem Vereinsbeirat sei für die gute Wahl des Interimspräsidenten hier noch explizit ein Lob ausgesprochen.